Stadtspaziergang Kreuzberg. Nicht so wild, wie befürchtet.

Stadtspaziergang Kreuzberg. Das wollte ich unbedingt machen. Kreuzberg ist ja etwa ähnlich berüchtigt, wie die Reeperbahn in Hamburg. Aber ist hier wirklich Litte Istanbul oder sind das nur alte Überlieferungen, die längst überholt sind? Ich habe also einen Stadtspaziergang durch das wilde Kreuzberg gebucht und los ging’s.

Ich hatte eine private Führerin, da sich sonst niemand für die Tour angemeldet hatte. Somit war ich der Chef und die Tour verlief entsprechend meinem Gusto. Der Start war am Kottbusser Tor, wo Kreuzberger Alltagsleben auf bunte Kiezkultur trifft. Ein türkischer Markt, arabische Restaurants und Bistros, schicke Cafés sowie alternative Clubs und Bars säumen den Platz, der von der Hochbahn der berühmten Linie 1 geteilt wird. Spannend zu erfahren, wie sich die Kreuzberger organisieren um z.B. steigenden Mieten zu begegnen. Aber wild war das also noch nicht. Gut, es hatte Türken, aber die waren freundlich und friedlich. Und das Gemüse am Markt sah sensationell knackig aus.

 

Je kleiner das Lokal, desto spezieller

An beeindruckenden Gründerzeithäusern und dem Sozialpalast ging es zur pulsierenden Oranienstraße, dem Herzen des ehemaligen Postzustellgebiets SO 36, Namensgeber des Kiez. Hier finden sich Restaurants, Bars und Geschäfte mit dem typischen Kreuzberger Charme, die Berliner Blindenanstalt, das Museum der Dinge, Comicläden oder Boutiquen. Und überall findet man Komisches, Schräges und natürlich viel Strassenkunst. Ok, all die Graffitis könnte man jetzt als wild bezeichnen. Immerhin.

Über den Heinrich-Platz ging’s dann weiter zum Mariannenplatz, wo sich das Künstlerhaus Bethanien, ein ehemaliges Krankenhaus, befindet. Hier haben wir im Biergarten eine kleine Rast eingelegt. Nebenan im Rauchhaus finden Sie die Reste der ehemaligen Hausbesetzer-Szene. Auch die „Wagenburg“ war beeindruckend und tatsächlich wild. Sehr autonom und anarchistisch. Ich wollte da schon fotografieren, als meine Führerin meinte, das sei keine so gute Idee. Die Damen und Herren seien etwas publikumsscheu und es habe auch schon für Touristen eine Tracht Prügel gegeben. Ups.

 

Welche Drogen hättest denn gerne?

Im und um den Görlitzer Park wurde es dann endlich richtig wild. Bis jetzt war es ja ziemlich harmlos. Das lag vielleicht auch daran, dass es Tag war und all die bösen Jungs und Mädels noch am pennen waren.  Endlich kamen die Drogen ins Spiel. Da standen die Schwarzafrikaner Spalier um Koks und ähnlichen Ramsch zu verkaufen. Ich lehnte danken ab, und als ich mich bei einem erkundigte, ob er auch Tiki habe, zuckte er nur mit der Schulter. Schlechter Service sage ich euch. Beruhigend war, dass die Polizei aus sicherer Distanz das Ganze beobachtet.

Die drei Stunden Marsch kreuz und quer durch den Kiez war also wirklich spannend und unterhaltsam. Ich kann das euch nur wärmstens empfehlen. So lernt ihr diesen Bezirk von einer ganz anderen Seite kennen und nicht nur aus dem Reiseführer. Hier könnt ihr die Tour buchen.

Habe ich euch eigentlich erzählt, dass ich auch eine Tour zum Thema Strassenkunst gemacht habe? Nicht? Dann zeige ich euch morgen ein paar coole Bilder.

 

 

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Drogist HF, Autor und Blogger. Vom Norden begeistern, am Rest der Welt interessiert. Schreibt vorwiegend in und über Schweden, Skandinavien und die Schweiz. Nach 10 Jahren, Radio-, Fernseh- und Agenturerfahrung habe ich mich aufgemacht, alle Facetten des Reisebloggens und der Content-Produktion kennen zu lernen. Ich schreibe auf www.schwedenhapen.ch und www.ullala.ch.

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