Unter der Reichstagskuppel ist es schön.

Die Reichstagskuppel ist etwa so markant, wie das Glasdings vom Louvre. Auch wegen der Massen von Menschen, die anstehen, um rein zu kommen. Da Anstehen nicht so mein Ding ist, musste Plan B her oder Plan G für Gruppenführung. Ich habe mich also für die Führung „Reichstag“ angemeldet und somit konnten auch meine politischen Gelüste in Berlin befriedigt werden.

Nun wollte ja vor Jahren der Bin Laden Osama der Merkel Angie an die Gurgel und somit ist dann der Innenminister (Otto Schily war es wahrscheinlich nicht mehr, sondern Thomas de Maizière oder Hans-Peter Friedrich) in operative Hektik verfallen und hat rund um den Bundestag alles abgesperrt und allgemeine Terrorwarnung ausgerufen. Blöd nur, dass die Terroristen nicht dort sprengen, wo man es erwartet sondern andernorts. Aber egal, darum geht es ja jetzt nicht.

 

Wenn das Provisorium zum Fixum wird

Vor der Terrorwarnung fand die Sicherheitskontrolle der Besucher im Reichstag selber statt. Das ging dann plötzlich nicht mehr und auf der Wiese vor dem Reichstag,  die jetzt zu einem grossen Teil abgesperrt ist, wurden Container für die Sicherheitskontrollen errichtet. Provisorisch, wie es hiess vor über 4 Jahren. Unterdessen funktioniert das so gut, dass man gerne von einem Definitivum spricht. Das Sicherheitsteam funktioniert bestens, nur die Besucher, die zum Teil Stunden anstehen, sind Wind, Regen und sengendem Sonnenschein ausgesetzt und somit die Angeschissenen.

Da hatte es unsere Gruppe natürlich besser. Wir konnten subio in so einen Container rein und erhielten einen Badge mit „Besuchertribühne“ drauf. Dann musste jeder mit seiner Identitätskarte bei einem Schalter antraben und der ernst dreinschauende Wachmann kontrollierte, ob ID mit der Besucherliste übereinstimmte. Was man wissen muss: alle Besucher werden vorher durch die Datenbank des Bundesnachrichtendienstes gejagt. Wenn du also Dreck am Stecken hast, wird das nichts mit Reichstagskuppel und eventuell ist auch der Berlin-Urlaub schon zu ende. Nix mehr mit Reisefieber.

Zum guten Schluss musste man dann noch die Prozedur, die man vom Flughafen kennt, über sich ergehen lassen. Alles schön aufs Laufband und wehe, es macht Pieps. Böse Zungen behaupten, die neuen Scanner des Flughafens BER würde hier eingesetzt, da sie ja am Ursprungsort bis auf Weiteres keine Verwendung für diese haben.

 

Parlamentarierferien von Juli bis September

Ich kenne mich ja mit der Deutschen Politik nicht so exzellent aus, wie mit der Schweizerischen und so gibt es immer wieder Dinge im politischen Alltag in Berlin, die mich wundern. So haben zum Beispiel die Damen und Herren Abgeordneten von Juli bis September Ferien. Da läuft mehr oder weniger nichts im Parlament. Ausser ein Sonderausschuss muss tagen. Aktuell macht ein NSA/BND Doppelagent einigen Politikern einen Strich durch die Sommerferien. Gut für die Bild-Zeitung, schlecht für die erschöpften Parlamentarier. Ich wollte dann wissen, weshalb die so lange Urlaub haben. Die sind ja keine Milizler, wie unsere National- und Ständeräte. Die Antwort hätte aus der Schweiz kommen können. Grund: Die Ferien sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Die Ersten beginnen anfangs Juli und die Letzten enden Mitte September.

 

631 Abgeordnete und gähnende Leere

Hier mal eine kurze Übersicht zum Bundestag. Dieser würde unserem Nationalrat entsprechen.

Bundestag Sitzverteilung
Sitzverteilung Bundestag

 

Alle maßgeblichen Entscheidungen der Bundespolitik fallen im Bundestag oder werden vom Bundestag wesentlich mitbestimmt. Die wichtigen Aufgaben des Bundestages sind die Wahl der Bundeskanzlerin bzw. des Bundeskanzlers, die Gesetzgebung, die Überarbeitung und Verabschiedung des Bundeshaushaltes und der Regierungskontrolle.

Nebem dem Bundestag gibt es noch den Bundesrat aber das kann man alles gerne selber nachlesen auf der Webseite des Bundestages.

Auffallend ist, und das noch viel krasser als im Schweizer Palament, dass im Bundestag teilweise gähnende Leere herrscht bei den Debatten. Während bei uns bei den Abstimmungen noch mehr oder weniger alle Parlamentarierinnen und Parlamentariern im Saal sind, so macht es den Anschein, dass das in Deutschland nur Wenige interessiert. Es ist einfach so, dass in der Regel nur die abstimmen, die sich auch in dem Geschäft auskennen und die anderen die Finger davon lassen. Der Spezialist für die Maut, wird also kaum beim Familienrecht Bescheid wissen und somit glänzt er durch Abwesenheit. Vielleicht habe ich das aber auch einfach falsch verstanden.

 

Gezählt wird nach „Auge“

Was war das doch für eine Aufregung im Ständerat, als man bemerkte, dass die Stimmen falsch gezählt wurden. Und das bei 46 Personen. Sollte ja eigentlich möglich sein. Zur Strafe gibt es nun elektronische Abstimmungen und alles geht endlich mit rechten Dingen zu und her. Und wie macht man das im Bundestag? Brüller sage ich euch!  Die machen das „von Auge“.  Also da wird mal geguckt ob Mehrheiten auszumachen sind und dann ist gut. Da wird nicht gezählt. Ausser, es wird gewünscht, dann kommen elektronische Kärtchen zum Einsatz. Aber noch verreckter ist es, wenn namentlich abgestimmt wird. Dann müssen alle raus aus dem Saal und anschliessend durch drei Türen, eine für „Ja“, eine für „Nein“ und eine für „Mir egal“ wieder rein. Da stehen dann bei jeder Türe zwei, die zählen wie viele rein kommen. Soviel zum Thema „Elektronische Abstimmungen“ im Grossen Rat des Kantons Graubünden. Ich glaube, das Geld sparen wir uns.

 

Grandiose Aussicht auf dem Dach

Nachdem ich dann noch mit einer Offiziellen etwas über die Deutsche Politik gefachsimpelt habe, konnte ich auf das Dach des Reichstag und auf die Reichstagskuppel. Da kann man bis 24:00 Uhr bleiben. Die Aussicht ist wirklich fantastisch und man fühlt sich irgendwie erhaben an so geschichtsträchtiger Stelle so hoch über dem Volk zu thronen. Ich möchte euch die Bilder natürlich nicht vorenthalten. Und hier könnt ihr die die Besichtigung des Reichstags buchen, wenn ihr auch mal in Berlin seid.

Habe euch übrigens erzählt, dass ich neulich auch im Bundeshaus in Bern war? Nicht? Dann gibt es diese Geschichte morgen.

 

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Drogist HF, Autor und Blogger. Vom Norden begeistern, am Rest der Welt interessiert. Schreibt vorwiegend in und über Schweden, Skandinavien und die Schweiz. Nach 10 Jahren, Radio-, Fernseh- und Agenturerfahrung habe ich mich aufgemacht, alle Facetten des Reisebloggens und der Content-Produktion kennen zu lernen. Ich schreibe auf www.schwedenhapen.ch und www.ullala.ch.

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